Samstag, 9. April 2016

Frühblüher, Zweiter Teil

Letzten Sonntag war ich in der Gegend von Kandern, am Südwestrand des Schwarzwalds unterwegs. Überwiegend Laubwälder auf (bodensaurem) Buntsandstein, in den unteren Bereichen aber auch kalk- und nährstoffreichere Flussablagerungen mit Übergang zum Muschelkalk. Da gab es an Frühblühern schon einiges zu sehen...

Buschwindröschen (Anemone nemorosa) sind ja nichts Ungewöhnliches, aber immer wieder ein schöner Anblick. Sie lassen sich leicht im Garten ansiedeln, man braucht nur ein paar Rhizome, und die treiben jedes Jahr wieder aus und vermehren sich. Diese Anemone wächst nicht nur im Wald, sondern in den Mittelgebirgen auch an sonnigen Böschungen, wo es aber nicht zu trocken sein darf und keine Mahd erfolgt. Wir bieten auch Samen an. Wie erfolgreich die Ansiedlung über Samen ist, dazu habe ich bisher noch keine Rückmeldung erhalten und auch keine eigene Erfahrung gemacht (denn wir haben sie sowieso im Garten, wild). Das Buschwindröschen ist ein Kaltkeimer und bestimmt nicht ganz einfach. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Direktsaat in Frage kommt. Wer dazu was beisteuern kann, möge es hier bitte als Kommentar veröffentlichen.



Warum gibt es wohl so viele Kaltkeimer unter den Frühblühern des Waldes, wie z.B. auch die folgende Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) ? Die Antwort ist nicht so schwierig. Die Samenreife erfolgt ab Ende April/Mai. Bis dahin haben längst die Bäume ausgetrieben und der Wald wird dunkel. Es wäre fatal, wenn die Samen jetzt keimen würden... wenig Licht, relative Trockenheit - ganz schlechte Verhältnisse, kaum eine Jungpflanze hätte eine Chance, sich zu etablieren.


Wenig bekannt, aber im Frühjahr doch recht recht auffällig sind die Milzkräuter, Gattung Chrysosplenium, aus den Steinbrechgewächsen. Sie kommen an feuchten Standorten vor, oft bachbegleitend. In Quellnischen und an dauerfeuchten Hängen können sie große Flächen einnehmen und den Waldboden in eine gelbgrüne Farbe tauchen.


 Es gibt zwei Arten: auf sauren Urgesteinsböden, oder auf Buntsandstein tritt Chrysosplenium oppositifolium, das Wechselblättrige Milzkraut bestandsbildend auf (siehe vorheriges und das folgende Foto). Es ist die kleinere Art, mit gegenständigen Stängelblättern.


Die in weiten Teilen Deutschlands häufigere Art ist das kräftigere Wechelständige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium, folgendes Foto). Die Hochblätter besitzen einen stärkeren Gelbton und die nierenförmigen Grundblätter sind deutlicher gekerbt und zerstreut behaart. Die Stängelblätter sind wechselständig. Mit ein wenig Übung sind die beiden Arten leicht auseinanderzuhalten. Die Samen sind staubfein, wie bei den meisten Steinbrechgewächsen üblich. Eigentlich werden sie in Massen gebildet, aber ich kenne keinen einzigen Samenhändler, der die Milzkräuter im Angebot hat. Dazu muss ich dringend mal recherchieren...


Huflattich hat vielleicht den lustigsten botanischen Namen überhaupt: Tussilago farfara ! In den Tälern, an wärmebegünstigten Standorten fängt er schon im Februar an zu blühen. Zur Fruchtbildung verlängern sich die Stängel - so kann der Wind die Samen besser verteilen.

Früher fand Huflattich oft als Teepflanze Verwendung, denn er wirkt tatsächlich schleimlösend und lindert Husten und Heiserkeit. Leider enthalten die wilden Herkünfte einiges von den als krebserregend eingestuften Pyrrolizidinalkaloiden. Also besser die Finger davon lassen ! Seit neuestem gibt es aber PA-freie Züchtungen. Mal schauen, ob der Huflattich dadurch ein Revival als Heilpflanze erlebt.

Interessant ist die sehr kurze Keimfähigkeit der Samen... bereits nach wenigen Monaten geht sie verloren. Huflattichsamen sind daher selten im Angebot. Man müsste sie praktisch direkt von der Pflanze ins Tütchen packen. Mal schauen, ob es mir gelingt, dieses Jahr Samen zu sammeln. Man hat zu dieser Jahreszeit eh alle Hände voll zu tun, deshalb habe ich bisher die Finger davon gelassen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen